Die Detektivin

Die Detektivin
Nikola Hahn

Das mysteriöse Verschwinden eines Dienstmädchens verwickelt die neugierige Victoria in einen atemberaubenden Fall. Genau das richtige für eine rebellische Tochter aus großbürgerlichem Hause, die eine neue Leidenschaft entdeckt: die Kriminalistik. Dieser spannende historische Roman erzählt nicht nur die Geschichte einer unkonventionellen jungen Frau im Frankfurt des ausgehenden 19. Jahrhunderts, sondern lässt zugleich auch die faszinierenden Anfänge der modernen Kriminalistik lebendig werden.

Victoria, ältere Tochter aus dem Großbürgertum, will nicht verheiratet werden. Eigentlich wäre sie sowieso viel lieber ein Mann. Denn Männer haben Zugang zu Büchern, Bildung und können ihr Leben eigenständig gestalten.
Als am Wäldchestag ausgerechnet ein Dienstmädchen der geliebten Tante Sophia verschwindet, macht sich Victoria an die Arbeit. Nur zu dumm, dass der neue Kommissar Biddling, der aus Berlin nach Frankfurt versetzt wurde, ihr immer in die Parade fährt. Typisch Preuße.
Um einem erneuten Verlobungsversuch durch den eigenen Vater zu entgehen, verkuppelt Victoria ihre jüngere Schwester mit ihrem „Bräutigam“ und als kurz vor der Hochzeit der beiden ihr geliebter Cousin Eduard zurückkehrt, während ihre Kammerzofe Louise verschwindet, gerät ihre gut behütete Welt ins Schwanken. Denn irgendwie hängen sie alle mit drin.

Schön, aber unglaublich langatmig
Da es sich bei diesem Buch um einen Krimi handelt, mag ich auf die Handlung nicht so eingehen. Da hat man immer Angst, zu viel zu verraten.
Nikola Hahn schreibt nicht ganz so einfach, so dass man sich für das Buch doch eine ruhige Stunde nehmen sollte. Die Figuren haben Format, Ecken und Kanten und vor allem einen richtigen Charakter. Das gefällt sehr gut.
Mit Sicherheit ist das Buch hervorragend recherchiert. Die Anfänge der Kriminalistik werden sehr gut beschrieben, nicht nur die der Spurensuche, sondern auch Pathologie. Hier heißen die Fingerabdrücke noch Fingerbilder und diese Technik ist kaum bekannt. Doch das alles kann die Handlung irgendwie nicht retten, denn diese schleppt sich auf stattlichen 514 Seiten mehr dahin, als das sie vorankommt.
Hier und da eine ausschweifende Beschreibung oder Nebenhandlung in Ehren, aber irgendwann nervt es. Wenn über fünf Seiten beschrieben wird, wie die Zofe am Waschtag ihrer Arbeit nachgeht, obwohl sie sich im Polizeipräsidium zu melden hätte, platzt auch dem geduldigsten Leser der Kragen und er blättert einfach weiter. Von solchen Stellen gibt es einige im Buch und die kann man, trotz gutem Schreibstil Hahns, streichen, weglassen oder am besten überlesen.
Im letzten Drittel des Buches gelingt es Hahn, die Handlung ereignisreich, schnell und ohne große Umschweife voran zu treiben. Auf den letzten 20 Seiten bremst sie sich allerdings wieder aus und weil sie nicht ohne weiteres ein Ende findet, ahnt man als Leser worauf es hinausläuft. Das nimmt der ganzen Sache die Spannung.

Fazit: Nett, aber nicht umwerfend. Für meinen persönlichen Geschmack zu lang.

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