Jellybooks – wir wissen wie du liest

So ähnlich wie Google-Analytics nur halt anders…

 

Bereits im Januar 2015 versprach die Empfehlungsplattform Jellybooks, einen Test bezüglich des Leserverhaltens in Deutschland durchzuführen. Das in England ansässige Unternehmen möchte Verlagen und auch Autoren endlich Daten zum Leseverhalten ihrer Kunden liefern, also ein „Google-Analytics für E-Books“, so zumindest der Wortlaut auf https://jellybooks.com/.

Gesammelt werden sollen z.B. die Lesezeit, das verwendete Lesegerät oder die dafür zur Verfügung gestellte App, sogar Schriftgröße und Standort des Lesers sollen erfasst werden. Dies berichtete bereits buchreport.de.

Im Herbst folgten endlich weitere Informationen und Einzelheiten bekannt gegeben, was tatsächlich gemessen werden sollte, nämlich wann und bis wohin Bücher gelesen werden. Ob sich das Lesetempo verändert oder die Lektüre abgebrochen wird. Der für Deutschland angekündigte Test startete auch tatsächlich im September. Recht schnell wurde bekannt, dass der Piper Verlag mit dem Londoner Unternehmen kooperieren würde. Dies ist kaum verwunderlich, denn Piper hat auch bereits mit Wattpad einen Testlauf im vergangenen Jahr unternommen, wobei es bei wattpad um etwas ganz anderes ging. Gemeinsam mit dem Piper Verlag hatte jellybooks.de einen großen Partner gefunden, der eine ordentliche Datenbasis würde liefern können. Und siehe da, auch ich habe eine Einladung zum Beta-Test von jellybooks und Piper erhalten.


Cool, da mache ich doch mit!

Dachte ich und kam der Aufforderung in der Einladungs-E-Mail artig nach, um mich für den Test anzumelden. Das war im September. Danach passierte erstmal gar nichts.


Achtung, die E-Books kommen

Zugegeben: Die Aktion hatte ich total vergessen, bis zu dem Moment, als die erste E-Mail von Jellybooks in meinem Postfach landete und genaue Arbeitsanweisungen enthielt. Doch die Freude war von kurzer Dauer, denn schon beim ersten Durchlesen wurde klar: Der Test unterstützt keine E-Reader in dem Sinne, sondern wie bereits angekündigt nur Applebooks und damit iTunes.

WoW, denke ich. Was soll ich nun damit anfangen? Ein weiteres App auf mein Smartphone laden? Dennoch öffnete ich den Link zum ersten E-Book und was passiert: Unsichere Internetverbindung. YEAH! Was hole ich mir denn da auf den Rechner? Wirklich nur das E-Book und die darin enthaltene Tracking-Software? Trackt die wirklich nur das E-Book oder kann die auch andere tolle Sachen? Nur langsam mit den jungen Jellys! Ich habe erstmal gar nichts gemacht.

Mittlerweile führen die Links über eine https-Verbindung zu einer Startseite. Dort darf man erst einmal einen Account anlegen – sprich, man muss sich registrieren. Hmmm? Gab es vielleicht mehr Bücher-Downloads als angemeldete Tester? Hat man hier nachgebessert? Wurde das Projekt gestartet, obwohl noch nicht alles fertig war? Wir werden es nie erfahren.


Und täglich grüßt mich Jellybooks

18 Bücher bietet mir Jellybooks an und jeden Tag bekomme ich eins zugeschickt. Ganz schön viel, darunter auch “Fruchtfliegendompteur” von Christian Huber Pokerbeats. Eigentlich nicht schlecht.

 


In der Einführungs-Mail steht dann Folgendes:

Um teilzunehmen, laden Sie sich einfach das kostenlose E-Book herunter. Am Ende jedes Kapitels und am Ende des Buches bitten wir Sie, auf den „Lesedaten senden“-Button zu klicken, damit Ihre Lesedaten an Jellybooks übermittelt werden.

Auf diese Weise können wir Ihr Leseverhalten nachvollziehen. Welche Kapitel mochten Sie besonders, welche Passagen hingegen überhaupt nicht? An welcher Stelle haben Sie das Buch beiseitegelegt und wo konnten Sie gar nicht mehr aufhören zu lesen?

Aha, interessant. Daraus also will Jellybooks mein Leseverhalten rekonstruieren.

  • Was aber wenn ich über einem Kapitel einschlafe und erst am kommenden Morgen den „Lesedaten senden“-Button klicke? Glauben die dann, ich hätte 7 Stunden an einem Kapitel gelesen?
  • Oder wenn ich ein Kapitel in 5 Minuten durchblättere, habe ich es dann verschlungen?
  • Und was, wenn ich nur die ersten drei „Seiten“ lese und den Rest überblättere?
  • Gibt es bei Jellybooks eine Regellesezeit für ein Kapitel? Und wenn ja, was bringt die, auf den einzelnen Leser bezogen?

Was also bringen diese Daten? Und vor allem wem? Außer, dass der Verlag erfährt, ob jemand ein Buch fertig liest oder nicht. Ist das aber überhaupt für den Verlag interessant und wichtig? Schließlich bleibt es jedem Leser selbst überlassen, was er mit einem gekauften Buch tatsächlich macht. Und verkauft hat der Verlag zu diesem Zeitpunkt das Buch ja bereits. So what?


Was also habe ich nun daraus gelernt

Rein gar nichts. Allerdings habe ich bei Piper Fantasy einen interessanten Artikel gefunden. Hier spricht Elodarion einige Aspekte an. Denn so wirklich klar ist mir nicht, was dieses Lesetracking dem Leser bringt. Außer vielleicht, dass Verlage vollkommen falsche Rückschlüsse aus den gesammelten und ausgewerteten Daten ziehen. Selbst in sehr guten Büchern gibt es Kapitel, die weniger gut verfasst sind, für die Handlung aber essenziell wichtig. Werden diese in Zukunft dann gekürzt oder gar weggelassen? Was bringt Verlagen die Erkenntnis, dass viele Leser am liebsten in Bus oder auf Bahnreisen lesen? Weder verkürzt noch verlängert es die individuelle Reisezeit oder werden Bücher in Zukunft so geschrieben, dass sie sich ausgerechnet in einer überfüllten S-Bahn besser lesen, als Daheim auf dem Sofa?

Ich bin gespannt, wie es mit Jellybooks weitergeht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert