Der Grund, warum Selfpublisher Fehler immer korrigieren sollten

“Aber für jemanden, der den Umgang mit Sprache für seine Berufung hält, sollte es eine Frage der Ehre und des Selbstverständnisses als Schreibender sein, diese Sprache möglichst perfekt anzuwenden, egal ob im Roman, in FB oder an der Klowand—
(Aus einem Kommentar bei Facebook)

 

Seit einiger Zeit gibt es zwischen Selfpublishern, Autoren und Lektoren viele Diskussionen über die Qualität von Texten, die veröffentlicht werden. Dabei beschränken sich die Debatten nicht nur auf Bücher, sondern schließen auch Blogbeiträge und solche in den sozialen Netzwerken ein. Solange es um Bücher, Publikationen in Zeitschriften und eigene Blogs geht, sind sich die meisten einig, dass nur ein fehlerfreier Text ein gutes Stück Arbeit darstellt, vom Inhalt abgesehen. Doch geht es um Beiträge oder Kommentare in Gruppen und Foren sozialer Netzwerke, gehen die Meinungen auseinander. Viele sehen an dieser Stelle nicht zwingend die Notwendigkeit, auf eine vernünftige Schreibweise zu achten oder offensichtliche Fehler nachträglich zu korrigieren.

Einige Diskussionen führen soweit, dass Selfpublishern sogar von einem Lektorat und Korrektorat abgeraten wird oder diese grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen seien und auch nicht immer das gewünschte Ergebnis, nämlich danach einen fehlerfreien Text zu erhalten, liefern.

Gerade jetzt, wo immer mehr Selfpublisher auf den Markt drängen, wächst auch die Zahl der freiberuflichen Lektoren. Viele Neulingen tummeln sich in der Branche. Dass es hierbei zu Problemen und Missverständnissen kommt, gerade bei denjenigen, die das erste Mal ein Manuskript zum Lektorat geben oder das erste Mal einen Roman lektorieren, ist normal. Die Erwartungshaltung auf beiden Seiten ist oft unterschiedlich. Das führt zu Fehlinterpretationen und Unzufriedenheit, letzten Endes zur Ablehnung es Gegenübers und dessen Meinung. Die Zusammenarbeit scheitert an der Kommunikation und an der Kooperation beider Parteien. Autoren fühlen sich von Lektoren persönlich angegriffen und Lektoren müssen sich nicht selten Beschimpfungen gefallen lassen oder anhören, sie seien unfähig. Ein einfacher Grund dafür kann sein, dass Autor und Lektor gar nicht zueinander passen. Hinzu kommt der finanzielle Aspekt, denn ein gutes Lektorat und Korrektorat haben ihren Preis, d.h. insbesondere für den Selfpublisher eine nicht unerhebliche Investition zu tätigen. Diese Gründe und gegebenenfalls unschönen Erfahrungen sollten aber niemals dazu führen, auf ein Lektorat bzw. Korrektorat zu verzichten und erst recht nicht als Verfasser seine Texte nicht mehr korrigieren zu wollen.

 

Das absolut fehlerfreie Buch gibt es nur ganz selten

Wer viel liest, weiß, dass kaum ein Buch, sei es nun aus einem Großverlag oder selbst verlegt, vollkommen frei von Fehlern ist. Sehr lange Romane und umfangreiche Fachbücher enthalten trotz mehrmaliger Prüfung Rechtschreibfehler, vergessene Leerzeichen, im Fantasybereich sogar unterschiedlich geschriebene Ort- und Personennamen, besonders wenn diese erfunden sind. Diese Fehler werden aber von Auflage zu Auflage weniger und der Vorteil für alle liegt klar auf der Hand: neue Leser erhalten ein qualitativ besseres Buch, der Verlag präsentiert ein verbessertes Produkt.

Und genau so sollten auch Selfpublisher an die Sache herangehen, vor allem dann, wenn sie im Bereich E-Books publizieren. Denn hier ist selbst die nachträgliche Fehlerkorrektur noch einfacher zu bewerkstelligen. Auf eine neue Auflage braucht man nicht zu warten, man generiert sie selbst. Bei den marktführenden Plattformen amazon und tolino media ist es jederzeit möglich eine neue Buchdatei hochzuladen. Es hat sogar keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit des Buches im Verkauf. Sicherlich ist es zeitraubend und nervig, eine abgeschlossen geglaubte Arbeit nochmals anzugehen und zu überarbeiten. Dies ist aber die einzige Chance, dem nächsten Leser ein besseres Produkt zu präsentieren, als dem letzten Käufer des Buches und dieser wird sich vielleicht über eine unberechtigte Kritik seines Vorgängers wundern und mit etwas Glück einer negativen Bewertung eine positive entgegensetzen. Auch hier gewinnen beide Parteien, Leser und Autor.

 

Charmante Fehlerkorrekturen, die Autoren sympathisch machen

Eine ausgesprochen charmante, wenn auch unglaublich aufwendige Fehlerkorrektur ist mir durch Zufall zwischen die Finger geraten. Ich habe einen ausgemisteten Comic mitgenommen und bin auf das hier gestoßen:

zitty_maedchenworld
Quelle: Zitty Verlag GmbH Mädchenworld

Hier wurde kein Tippfehler gemacht, sondern gleich eine ganze Seite im Druck vergessen. Der Story hätte es nicht wirklich einen Abbruch getan, wenn diese Seite gefehlt hätte, man würde sie auch so verstehen. Dennoch haben sich Verleger, Autor und Druckerei Mühe gemacht. An der entsprechenden Stelle wurde ein loses Blatt eingefügt. Da es im Printbereich aber gleich zwei Seiten sind, wurde die Rückseite dazu genutzt, den Lesern mitzuteilen, was passiert ist. Genial gelöst!

Und schließlich sollte ein Autor den Anspruch an sich selbst haben, dass er dem Leser Texte anbietet, die dieser genießen kann und gut unterhalten wird. Mit den Veröffentlichungen präsentieren wir nicht nur unsere Gedanken und Ideen, sondern zugleich ihre Umsetzung. Auch wenn eine Arbeit beim ersten Mal nicht zu 100% perfekt ist, so sollten 100% immer das Ziel bleiben. Fehler sind dazu da, korrigiert zu werden. Wir sollten dies auch tun. Es ist besser, als sie zu ignorieren und zu hoffen, dass andere sie nicht bemerken oder nicht als so schlimm empfinden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert