Hohle Köpfe

Terry Pratchett

Dichter Herbstnebel liegt über Ankh-Morpork, und in der Stadt geschehen seltsame Morde. Scheinbar grundlos werden ein Bäcker und ein Priester umgebracht. Auch auf den ansonsten unantastbaren Patrizier wird ein Giftanschlag verübt, den er aber überlebt. Die Verbrechen geben für Sir Samuel Mumm, den Kommandeur der Stadtwache, keinen Sinn. Die Spuren führen zu den Golems, willenlosen Geschöpfen aus Lehm, die immer nur arbeiten und nie Ärger machten. Doch jetzt haben sie offenbar damit begonnen, sich selbst aus dem Weg zu räumen…

 

Mit Grinsi Kleinpo erhält die Nachtwache Verstärkung und die ist auch bitter nötig, denn als Alchimist ist der Zwerg eine Bereicherung für die Truppe, die sich plötzlich mit neuen Ermittlungsmethoden wie „der Spurensicherung“ und „Ermittlungen“ herumschlagen muss. Erst recht, als ein Anschlag auf Vetinari verübt wird, den er zwar überlebt, was die Assassinengilde aus dem Rennen wirft, aber sehr angeschlagen ist. Als wäre dies und der hartnäckige Nebel nicht schon schlimm genug, müssen sich Karotte und Angua um die seltsamen Morde im Zwergenbrotmuseum kümmern. Völlig verrückt werden diese Fälle aber erst, als plötzlich ein Golem in der Wache auftaucht und für die Morde verantwortlich sein will.

cover_hohlekoepfeVerrückt sind ebenfalls die anderen Geschehnisse, mit denen sich Kommandeur Mumm beschäftigen muss. So wird aus Nobby Nobbs plötzlich ein Lord und Korporal Kleinpo nimmt für einen Zwerg viel zu feminine Züge an. Dabei weiß jeder, dass bei Zwergen das Geschlecht eins der am besten gehütete Geheimnis ist. Angua hingegen muss sich mit ihrer zweiten Identität und ihrer Beziehung zu Karotte auseinandersetzen.

Mit seinem 19. Scheibenweltroman nimmt der Autor die Polizei erneut unter seine Fittiche und schildert gleich zwei tolle Fälle, die sich in Ankh-Morpork ereignen. Hierbei spielt er auch auf die Frauenrollen im Berufsleben und insbesondere bei der Polizei an. Mit den Golems greift er aber noch zwei weitere Themen auf, nämlich die Robotergesetze und die Religion und verknüpft sie wunderbar mit seinem Humor und der Handlung. Zudem lüftet er noch ein Stück weit die Familiengeschichten von Mumm und Nobby.

Dieses Buch ist ein lustiger Krimi auf der Scheibenwelt. Hier hat Pratchett drei Genre gelungen zusammengefasst. Fans von Fantasy, Humor und Krimi kommen voll auf ihre Kosten und können bis zum Schluss miträtseln, warum der Patrizier fast den Löffel abgibt, die Golems Amok laufen und was es mit Zwergen und Werwölfen so auf sich hat.

Sehr schön ist in diesem Buch auch die erste Seite, die einige Wappen der vorkommenden Charaktere zeigt.

 

Eigene Meinung

Nach Mummenschanz hat mir auch dieser Roman wieder ausgesprochen gut gefallen und ich musste an einigen Stellen tatsächlich Tränen lachen, besonders bei den Passagen zum Zwergenbrot. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Szene in „Drei Engel für Charlie“ aus dem Jahr 2000 an Pratchett angelehnt ist:

„Das ist kein Kampfmuffin, das ist ein Mampfmuffin!“

Die Kombination aus Kriminalfall, Philosophie und Gesellschaftskritik ist diesmal hochinteressant. Denn in diesem Buch hat Pratchett ziemlich viele Probleme miteinander verknüpft und wirft spannende Fragen auf: Was passiert wenn man einen Golem bis in seine Atome zerteilt und einen Menschen auch – wo ist dann der Unterschied? Welchen Unterschied macht es, ob ein Zwerg weiblich oder männlich ist und warum müssen sich weibliche Zwerge verstecken? Was macht den Unterschied zwischen arm und reich aus und was hat Stolz damit zu tun? Wieso funktioniert eine Beziehung zwischen Mensch und Werwolf nicht? Und was verbindet uns doch alle miteinander? All diese Fragen behandelt Pratchett in diesem Buch, ohne dass der Kriminalfall zu kurz kommt. Sehr gelungen und ein toller Lesespaß für alle, die bereits einige Scheibenweltromane gelesen haben.

Trotzdem sei erwähnt, dass man vor diesem Roman zumindest Wachen! Wachen! gelesen haben sollte, sonst fehlen hier und da Hintergrundinformationen, die die Handlung schwer verständlich machen.

 

“Der Sommer ist eigentlich keine Zeit, sondern mehr ein Ort. Der Sommer ist ein mobiles Geschöpf und liebt es, im Süden zu überwintern…“

“Dumme sind oft zu Dingen fähig, über die intelligente Personen nicht einmal nachzudenken wagen—

“Man kann jedes Geschlecht haben, vorausgesetzt, man verhält sich wie ein Mann. In der Stadtwache gibt es keine Männer und Frauen, nur Kumpel und Kollegen…“

“Viele Leute und Würstchen bedeuteten eine Vorstellung jenes besonderen Straßentheaters, das in Ankh-Morpork als Leben galt…“

 “Er litt an Kopfschmerzen. Vermutlich die Wachteleier, dachte er. Gesunde Vögel legten keine so winzigen Eier—

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