Freie Meinung in Blogs – die kleinen Sticheleien

Meiner ist schöner, meiner ist toller
und vor allem ist meiner mit Kommentaren viel voller!

Waren es früher die Poesie- oder Sammelalben, die man mit Freunden und Klassenkameraden neidisch verglichen hat, später die Urlaubsfotos mit den Arbeitskollegen, so sind es wohl heute Blogs, Channels, Followers, FB-Freunde (wenn man diese Kontakte denn alle Freunde nennen möchte) und Pinnwände.

Kaum findet ein Interessengrüppchen zusammen, geht auch schon das liebenswerte Hauen und Stechen los. Ein besonders anschauliches Beispiel findet man gerade bei Lesen beflügelt.org zum Thema Rezensionsexemplare als PDF. Ja, ganz richtig: 72 Kommentare! Fast so gut wie Spiegel online. Das kann sich wirklich sehen lassen und ist der heimliche Traum eines jeden Bloggers.

Hier soll es aber gar nicht um den Inhalt des Artikels gehen. Da hat jemand einfach seine Sichtweise und Meinung in den Blog gestellt und das sogar gut formuliert, also ein absolut guter Post. Der Inhalt stieß einigen anderen etwas bitter auf und schon zogen sie kommentarvoll ins Gefecht.

Am sauber kultivierten Neid hat sich gar nichts geändert. Lediglich die Themen unterscheiden sich. Empörte man sich früher über Klamotten, verbale Ausdrücke, Lebensstile, Anschaffungen oder die Freunde anderer Menschen, so sind es heute eher die Blogartikel und die darin veröffentlichte Meinung.
Sich über Leute und „Freunde“ empören, ist allerdings nicht mehr so einfach. Schließlich sind es womöglich die eigenen Freunde bei Facebook oder Follower bei Twitter. Nachher passt die publizierte Meinung nicht mehr ins Gesamtbild und man verliert gar einen großen Teil seiner Anhängerschaft.

Wie viel ist einem da noch die eigene freie Meinung wert?
Ein schöner Artikel findet sich ebenfalls bei Fantastische Bücherwelt. Wer dazu gehören möchte, muss wohl die richtigen Bücher lesen, die entsprechenden Autoren mögen und von den angesagtesten Verlagen Rezensionsexemplare bekommen. Erst dann gehört man dazu. Aber wozu eigentlich? Zur meinungsuniformierten Bloggerszene?

Dumm nur, dass die Geschmäcker so unterschiedlich sind. Die Verlage wissen das, die Blogger scheinen es in letzter Zeit oft zu vergessen. Schade!

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