Bücher gestern und heute

Vor ca. 700 Jahren gehörte man bereits zu den sehr Wohlhabenden und Gebildeten, wenn man einige Bücher besaß. Wobei bereits drei bis vier als einige bezeichnet werden können. Nicht selten wurden Bücher genauso gehütet wie Gold und andere Schätze. Von Generation zu Generation vererbt und in Kriegen versteckt.
Kein Wunder. Zu dieser Zeit wurden die meisten Bücher tatsächlich noch von Hand abgeschrieben und mit aufwendigen Malereien verziert. Wer also ein oder mehrere Exemplare besaß, wusste genau, dass einige Menschen viele Stunden Arbeit damit verbracht hatten, es herzustellen.
Mit Gutenberg wurde eine neue Ära eingeläutet. Mit ihm wurden Berufe wie Papierer, Buchdrucker und Buchbinder zum gefragten Handwerk. Denn plötzlich wurden Bücher für die breite Masse erschwinglich und herstellbar. Kaum zu glauben, dass damals die Bücher noch per Hand und mit heute primitiv wirkenden Werkzeugen hergestellt und gebunden wurden.

Einen wunderschönen Artikel zu genau diesem Thema findet man im Karfunkel Nr. 95. Zwar ist Hauptthema die Familie im Mittelalter, aber auf fünf Seiten ist eine tolle und bebilderte Anleitung zum Nachbau einer Heftlade aus der damaligen Zeit abgedruckt. Nicht nur für Mittelalter-Fans interessant.

Heute kaufen wir mit wenigen Mouse-Klicks ganze Bücher in wenigen Sekunden, die über WLAN auf kleine portable Geräte geladen werden. Diese Geräte fassen den Inhalt ganzer Regale und wiegen selbst teils weniger als ein Taschenbuch. Wir tragen ganze Lastwagen an Lesestoff in unseren Taschen durch die Innenstädte und haben 50 Kg Bücher im Handgepäck, wenn wir in Urlaub fliegen. Luxus ist heute der neuste E-Reader nicht das Buch.
Zum Erstellen eines Buches braucht man heute nur noch einen Rechner und etwas Zeit. Die einfache Vervielfältigung wird mittlerweile mehr Fluch als Segen, denn Inhalte sind schnell und meist einfach kopiert.
Jetzt sprechen wir darüber, wie lange es noch das gedruckte Buch geben wird. Wie sich Verlage positionieren können und wollen. Spekulieren darüber, ob unsere Kinder noch lange schwere Schulbücher schleppen müssen.


Im Grunde genommen sind wir wieder in einer Art Gutenberg-Ära. Werden sich Kinder bald eher an ihren ersten E-Reader erinnern, anstatt das erste Buch?

Wird es weiterhin Buch heißen?
Wird in Zukunft das gedruckte Buch wieder Luxus, weil es in der Herstellung immer teurer wird durch sinkende Nachfrage?
Wie werden wir wohl in 200 Jahren lesen?

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