Objektive Kritik – ein kleines Experiment

Neulich war Martin Walser in einem Interview zu sehen und wurde zu seiner Auseinandersetzung mit Marcel Reich-Ranicki befragt. Es ist sehr erstaunlich, wie lange man sich als Schriftsteller mit Kritik beschäftigen kann. Dies soll aber nicht das Thema sein. Ich habe weder etwas von Walser gelesen, noch mag ich Marcel Reich-Ranicki.
Kritik soll begründet sein, so schreiben viele als Kommentar zu den Artikeln über Autor und Literaturkritiker auf Zeitungsportalen und in unzähligen Foren und vor allem bis zu einem gewissen Grad objektiv. Wobei man schon über Objektivität anfangen könnte zu streiten. Größte Teile einer Kritik sind immer subjektiv.

Versuch an einer objektiven, aber sehr stümperhaften, vermutlich völlig hinterwälderischen und absolut ungebildeten Kritik (Pfusch in Reinform sozusagen):

Das Opfer: Ernst Anschütz, Verfasser des Kinderliedes „Alle meine Entchen“
Fangen wir mit den ersten zwei Zeilen der ersten Strophe an:

Alle meine Entchen
schwimmen auf dem See,

Was fällt uns auf?
Richtig! Entchen schwimmen nicht auf dem See, sie treiben an der Wasseroberfläche und bewegen sich mit gleichmäßigen Paddelbewegungen ihrer mit Schwimmhäuten ausgestatteten Füße, für die es garantiert einen Fachausdruck gibt, vorwärts.

Schließlich heißt es auch „man schwimmt im Meer“ und nicht „auf dem Meer“. Fische schwimmen auch nicht im Meer, sich schweben im Wasser, falls sie eine Schwimmblase besitzen (selbst dieses Wort erscheint in dem Kontext falsch). Auch Wale und andere Säugetiere, die sich im Wasser aufhalten, schwimmen nicht im Meer, sondern tauchen. Wie sollte ein Delphin jemals auftauchen, wenn er vorher geschwommen ist? Es heißt nun mal nicht aufschwimmen.
Die Zeile ist also inhaltlich völliger Blödsinn und so was bringt man bereits kleinen Kindern bei!

Kommen wir zu den letzten zwei Zeilen der ersten Strophe:

Köpfchen in das Wasser,
Schwänzchen in die Höh’.

Auch diese Aussage ist schlichtweg falsch und das gleich in zweierlei Hinsicht:

  1. Gut der halbe Körper des Tieres verschwindet unter Wasser, nicht das Köpfchen!
  2. Enten und eigentlich alle Vögel haben keinen Schwanz!

Und zu guter Letzt reimt sich Höh’ nicht auf See.
Subjektiv betrachtet, ist das alles hier nicht wirklich ernst zu nehmen. Ernst Anschütz möge mir verzeihen.

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