Gesülze vs. Kürze – Blog vs. Twitter

Erneut bin ich auf einen interessanten Artikel auf Verlorene Werke gestoßen. Diesmal hat Soleil kurz die Thematik Bloggen vs. Twitter angeschnitten. Es geht in erster Linie um die Länge der Texte und die Entwicklung der Kommunikation, die mittlerweile so rasant voran schreitet, dass es an einigen Stellen wirklich schwer ist, Schritt zu halten und dies gilt wohl auch für die jüngeren Altersstufen.

Wird Twitter die Blogs verdrängen?
Mikroblogging, der Begriff, mit dem man damals Twitter erklärte, vom heutigen Hype aber noch sehr weit entfernt war. Bereits zu der Zeit fielen Erklärungen wie „Bloggen für Kurzentschlossene“ und „Schnelles Bloggen“.
Doch hat Twitter auch wirklich das Potential Blogs vollständig zu verdrängen? Sind Texte, die wir heute in unseren Blogs veröffentlichen wirklich bereits zu lang, um gelesen zu werden? Veröffentlichen wir zu langsam? Erfassen wir Trends, wenn sie bereits seit Tagen an uns vorbei gerauscht sind? Sind Twitterer den Bloggern immer eine Nasenlänge voraus? Wenn ja, mit was?
Wir paddeln durch die selbst geschaffene Informationsflut. Nachrichten aus aller Welt, die uns früher mit einer Verzögerung von einigen Tagen erreichten, erhalten wir heute über die entsprechenden Online-Dienste, wenn gewünscht im Minutentakt.
Zwar ist unser Gehirn darauf ausgelegt, Sinneseindrücke zu filtern und nur die lebensnotwendigen tatsächlich und bewusst wahr zu nehmen und weiterzuverarbeiten, doch auch dieser ausgeklügelte Mechanismus macht irgendwann schlapp und wir hören, sehen und lesen alles nur noch als eine Art Hintergrundrauschen. Eine gewollte mediale Reizüberflutung.
Mit max. 140 Zeichen fliegen in der Timeline Informationen an unserem Auge vorbei. Ab einer bestimmten Anzahl von Followern nimmt man nur noch die Nachrichten bestimmter User wahr, alles andere wird sowieso unbewußt ignoriert. Die pure Neugier läßt uns auf Links zu Bildern, Videos und Texten klicken. Wir folgen Themen, die uns vielleicht interessieren könnten, denn mehr als Stichworte lassen 140 Zeichen als erste Information nicht zu.


Das erstaunliche daran ist, dass unheimlich viele Tweets auf wesentlich längeren Content verweisen, nämlich Blogs oder andere Artikel. Damit gerät man als Leser sofort in einen Konflikt. Folgt man einer Informationsline, gehen einem zeitgleich andere Informationen verloren, bzw. sie rauschen in der Timeline am Auge vorbei.


Genauso gerne teilen wir uns mittlerweile sehr kurz und knapp mit. Es wird einem auch unglaublich leicht gemacht. Musste man früher seine Meinung selbst formulieren und sei es auch nur in Form eines „Toll gemacht!“, „Super geschrieben!“ oder „Voll schön!“, klickt man heute auf den „Gefällt mir“-Button. Schneller geht es nicht mehr. Warum es gefällt und was eigentlich gefällt, scheint nunmehr Nebensache. Was vielen gefällt, muss zwangsläufig gut sein. Ein Irrtum, der immer wieder begangen wird.


Langer Text besser als kurze Ausführung?
Heißt es nicht so schön, Qualität ginge vor Quantität? Sich kurz zu fassen und dabei mit Informationen nicht zu sparen, ist ein Talent, das nur wenige haben. Denn kurze Texte versagen, wenn sie so optimiert werden, dass die Botschaft nur zum Teil, verfälscht oder gar nicht ankommt. Alle drei Fälle sind fatal.
Was aber fängt man mit einem langen Text an, der absolut keine Aussage hat? Wenn man Glück hat, bemerkt man bereits nach einigen Zeilen, dass hier um den heißen Brei herum geschrieben wurde. Hat man Pech liest man sich an einer Sache fest, weil man der Meinung ist, irgendwo befände sich doch noch eine brauchbare Information, um letztendlich festzustellen, dass der letzte Satz genauso informationsarm war, wie der erste. An dieser Stelle wären die 140 Zeilen wünschenswert.


Es fällt nicht einfach, ein so schnelllebiges Medium, wie Twitter mit einem guten Blog zu vergleichen. Ein gut geschriebener Artikel ist wesentlich nachhaltiger, als ein kurzer, wenn auch guter Tweet, der wesentlich schneller vergessen wird, als ein Text, mit dem man sich einige Minuten auseinander gesetzt hat.


Schade, das wohl einigen Bloggern der „schnelle Tweet“ wichtiger wird, als ein guter Blogeintrag.

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