Negativ- und Anti-Schreibtipps-Listen

Man könnte schon meinen, da entwickelt sich ein neuer Trend.

War es bisher üblich unter Titeln wie „Die zehn besten Ideen dein Buch zu promoten“ und „15 Marketingtipps für alle Indie-Autoren“ entweder bereits ausgelutschte Vertriebsweisheiten von sich zu geben oder gar als Buch zu verkaufen, so kommen nun Ratschläge wie man sich in sozialen Netzwerken zu verhalten hat.

Noch besser: die No-Gos, Don’ts und „Lass es bleiben-Tipps. Lustigerweise findet man in den neuen Listen Anknüpfungspunkte zu den alten. Ketzerisch könnte man sogar behaupten, man soll genau das nicht tun, was man sich vorher in mehr oder weniger teuren Ratgebern zusammengelesen und umgesetzt hat. Sind wir jetzt in der Anti-Promotion-Bewegung oder besinnen wir uns endlich auf den gesunden Menschenverstand?

„Ja, haaaaa ha, Moment!“, wird jetzt der Vertriebsprofi sagen. „Die neuen Listen entstehen, weil die vermeidlichen Nutzer alle Tipps überstrapazieren.“

Mag sein. Doch was momentan passiert, ist ein ganz normales und uraltes Phänomen: wenn viele aufstrebende Indie-Autoren die gleichen Ratgeber lesen und danach handeln, wird die Mehrheit dieser Autoren genau die gleichen Sachen zur gleichen Zeit tun. Schließlich versprechen diese Ratgeber Erfolg, Ruhm und jede Menge Geld. Dumm, wer da nicht mitmacht. Selbstverständlich werden die meisten auch gleiche Fehler begehen.

Aus diesem Verhalten resultiert dann so eine Liste, die mir persönlich ausgesprochen gut gefällt, weil sie ohne tatsächlich Kritik an all diesen Ratgebern zu üben, die seltsamen Verhaltensweisen erfolgshungriger Indie-Autoren auf 10 Punkte bringt:
Die Anti-Schreib-Tipp-Liste: 10 gute Ratschläge mit einem Augenzwinkern.

Besonders gut gefallen mir die Punkte 1, 2 und 4. Sie spiegeln das Verhalten vieler wider, die mit Hartnäckigkeit alle Rezepte zur Steigerung von Verkaufszahlen und Bekanntheit verfolgen, die ihnen präsentiert werden. Ich bewundere das sehr. Denn es gehört jede Menge Ausdauer und Willenskraft dazu, sich genauso zu verhalten und sich dennoch von anderen Autorenkollegen, die an der gleichen Front kämpfen, abzuheben.

Eine weitere und vom Erscheinungsdatum jüngere Liste, die zwar nichts Neues berichtet, aber die Dinge beim Namen nennt, ist bei Jennifer Jäger erschienen. Es geht um die klassischen Benimm-Regeln, die man nicht nur bei Facebook, sondern in allen Foren und auf Blogs beachten sollte. Meine Aufmerksamkeit weckten die Kommentare. Man sollte in erster Linie die Meinungen der Leser anschauen. War diese Liste nun hilfreich oder ist allen klar, was gemeint ist? Das Schöne an so einem Artikel ist ja, dass alle etwas dazu zu sagen haben, wie man an der Vielzahl der Kommentare sieht. Hat Jennifer also mit dieser Liste einen alten Marketingtipp hervorragend umgesetzt? Und wenn ja, verkauft sie dadurch mehr Bücher und vor allem an wen?

Von diesen Listen gibt es jede Menge. Die meisten sind zusammenkopiert. Hier und da finden sich zumindest amüsante Beiträge. Zu diesen zählen beispielsweise die 18,5 Schreibtipps für Anfänger aus dem Autorenhaus Verlag. Zu beherzigen sind Tipp 14 und 18!

Und für die Sarkasten und Zyniker unter uns gibt es „Die 5 peinlichsten Romananfänge von Hobby-Autoren“ – bitte nur Lesen, wenn man es auch tatsächlich verkraftet. Aus dieser lernt man zumindest etwas.

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