Denkanstöße 2014

Ein Lesebuch aus Philosophie, Kultur und Wissenschaft

Herausgeberin Isabella Nelte

Wer war der Mann, den sie Jesus nannten? Was meinte Hannah Arendt als sie von der Banalität des Bösen sprach? Und was geschieht, wenn Kohle, Gas, Öl und Uran endgültig aufgebraucht sind? Dieses erfolgreiche Lesebuch präsentiert die wichtigen aktuellen Erkenntnisse und Themen – kompetent und kompakt, zum Nachdenken und Mitreden. Erschließen Sie sich unbekannte Wissensgebiete durch Beiträge namhafter Autoren wie Hans Küng, Robert B. Laughlin, Beatrice von Weizsäcker, David Agus und vielen mehr.

Eine gut ausgesuchte Mischung aus den unterschiedlichsten Themen präsentiert die Herausgeberin in diesem Buch. Angefangen bei Erkenntnissen aus Religion und Philosophie über Einsichten aus Geschichte und Gesellschaft bis hin zu Erfahrungen aus dem Leben großer Persönlichkeiten bietet diese Sammlung einen schönen Querschnitt durch verschiedene Gebiete unserer Gesellschaft, so dass für viele Leser garantiert ein interessanter Beitrag enthalten ist.
So unterschiedlich wie die Autoren dieses Buches, so verschieden sind auch Schreibstil, Inhalt und die Kurzweiligkeit der einzelnen Texte. Was den Mathematiker begeistert, wird den Sozialwissenschaftler vielleicht nicht ganz so stark in den Bann ziehen und umgekehrt. Trotzdem sind alle Beiträge lesenswert und gelungen. Einen Ausreißer gibt es allerdings doch. Etwas negativ fällt der Text von David Agus auf. Sein Beitrag mit der Überschrift „Das Ende der Krankheit. Wie ein Krebsarzt seiner größten Herausforderung begegnet: alle Krankheiten zu besiegen“ ist lediglich eine mehrseitige Werbung für das gleichnamige Buch des Herren. Sehr ich-bezogen, einfallslos und mit bekannten Marketingtricks gespickt, liest er sich wie eine langwierige Werbeanzeige. Wenn das tatsächlich dem Buch entnommen ist, dann ist das Werk aus einigen Gründen nicht lesenswert. Sehr schade, da der Titel doch sehr vielversprechend klingt. Positiv erwähnt seien die Beiträge von Beatrice von Weizsäcker mit „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Warum sollte ich?“ und „Wie wird ein Ereignis zum X-Event?“ von John Casti. Schön geschrieben, gut dargestellt, verständlich, unterhaltsam und in sich geschlossen. Ein tatsächliches Lesevergnügen mit richtigen Denkanstößen zur heutigen Zeit.

Denkanstöße 2014

Eigene Meinung
Genau das richtige Buch, wenn man sich mit unterschiedlichen Themen auseinander setzen will und offen für die Sichtweisen und Forschungen anderen Menschen ist. Aus jedem Text kann man für sich selbst etwas rausnehmen.
Sehr gefallen hat mir neben von Weizsäcker und Casti auch der Text zu Hannah Arendt und Joachim Fest über die ‚Banalität des Bösen‘ von Ursula Ludz und Thomas Wild. Hierbei geht es um Arendts Reihe bzw. Buch ‚Eichmann in Jerusalem‘. Hochinteressant zu lesen, wie kontrovers ihre Berichterstattung diskutiert wurde, wie sensibel das Thema ist, wie schnell solche Publikationen von verschiedenen Parteien aufgegriffen und gebraucht werden, um eigene Interessen zu platzieren.
Wer noch ein geeignetes Weihnachtsgeschenk für Politik-, Kultur- und Wissenschaftsinteressierte sucht, macht mit „Denkanstöße 2014“ einen guten, wenn auch hier und da etwas oberflächlichen Griff. Doch bei den Themen bieten 225 Seiten nicht immer genügend Platz.

“Wer das Unmögliche im Sinn hat, findet oft neue Wege, Mögliches zu tun—
(aus Beatrice von Weizsäcker – Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Warum sollte ich)
Das Gebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ klingt im Grunde sehr einfach. Doch wie setzt man das scheinbar größte Gebot der Nächstenliebe um? Was wenn man sich selbst manchmal gar nicht so richtig leiden mag? Genau diesem Ansatz geht von Weizsäcker in ihrem Text nach.

“Menschen richten sich stets danach, was sie selbst für die Realität halten, wie auch immer sich die Realität in Wirklichkeit darstellt—
(aus Felix Römer – Kameraden. Die Wehrmacht von innen)

“Leider sind Algen schwer zu kultivieren. Das liegt vor allem daran, dass sie ihre große Fruchtbarkeit erreichen, indem sie jede Verantwortung vermeiden, und nicht daran, dass sie besonders begabt sind—
(aus Robert B. Laughlin – Der Letzte macht das Licht aus. Die Zukunft der Energie)

“Dass die schiere ‚Realitätsferne und Gedankenlosigkeit in einem mehr Unheil anrichten können als alle die dem Menschen vielleicht innenwohnenden bösen Triebe zusammengenommen‘,—
(aus Ursula Ludz und Thomas Wild – Hannah Arendt und Joachim Fest über die ‚Banalität des Bösen‘)

Ein herzliches Dankeschön an den Piper Verlag, der mir dieses Buch als Rezensions-Exemplar zur Verfügung gestellt hat. Es war eine kurzweilige Lektüre!
pieper – ISBN 978-3-492-30275-3

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