Die Seltsamen

Stefan Bachmann

…Einer der phantasievollsten Debütromane des Jahres über einen schüchternen Jungen, halb Mensch, halb Feenwesen – und ohne Freunde. Als auf mysteriöse Weise Mischlinge verschwinden, macht er sich auf, seine Schwester zu suchen. Dabei findet er nicht nur einen Freund, sondern lernt auch, die Welt zu retten.

England wird nicht nur von Menschen bevölkert, sondern auch von Feen, Elfen und anderen magischen Wesen. Das Land ist durchzogen mit Fabriken und neben London existiert ein Teil, der New Bath genannt wird. Hier wohnen die Wesen, die nicht menschlicher Abstammung sind. Dazwischen gibt es zudem die Feenslums, hier wohnen auch Mischlinge, Kinder aus Verbindungen zwischen Menschen und Feen. Man nennt sie „die Seltsamen“ und keiner möchte etwas mit ihnen zu tun haben, denn sowohl die Menschen als auch die Feen finden sie hässlich und scheuen sich nicht davor in diesen schlimmen Zeiten einen Mischling umzubringen. Genau in dieser Welt lebt der Mischling Bartholomew mit seiner Menschenmutter und der kleinen Schwester Hettie. Freunde hat er nicht, denn die Mutter achtet peinlichst darauf, dass die Kinder nicht auf die Straße gehen. So kann er nur durch ein Dachfenster beobachten, wie der Nachbarsjunge, ebenfalls Mischling, von einer feinen Dame entführt wird. Bald darauf verschwindet auch Hettie und Bartholomew will nichts anderes als sie retten.

Unterdessen werden die Politiker, unter denen mittlerweile auch ein Hochelf, Mr. Lickerish vertreten ist, unruhig. In London fischt man die Leichen von Mischlingen aus dem Fluss. Mr. Jelliby, der eigentlich ein ruhiges und angenehmes Leben führt, schlittert ungewollte in die Geschehnisse rund um die Morde und muss feststellen, dass ausgerechnet Mr. Lickerish darin verwickelt ist. Als Mr. Jelliby aus Neugier einen mechanischen Vogel abfängt, weiß er nicht, dass er bereits tiefer in der Sache steckt, als ihm lieb sein kann und nur wenig später befindet er sich gemeinsam mit Bartolomew auf einer Rettungsmission, um Hettie zu finden.

Bedenkt man, dass der Autor diesen ersten Roman mit 16 Jahren verfasst hat, wundert man sich über bestimmte Dinge nicht, die diese Geschichte ausmachen. Beim Lesen stiften sie allerdings etwas Verwirrung. Über einige Stelllen würde ich mich sehr gerne einmal mit den Lektoren unterhalten, wie sie an diesem Werk zusammen mit dem Autor gearbeitet hatten.

Bachmann schreibt sehr flüssig, allerdings kann man sehr gut erkennen, dass er eine Geschichte vor seinem inneren Augen beschreibt. Das wird vor allem an Kampfszenen deutlich. Wer steht hier wo? Was passiert gerade wo? Wer macht was? Zwar treibt es die Handlung gut voran, aber es fehlen manchmal Beschreibungen, so dass der Leser einige Male das Gefühl hat, es sind einzeln zusammengesetzte Szenen.

Tatsächlich wirkt die Figur von Bartholomew ein bisschen blass und man ist sich als Leser nicht sicher, ob man mit dem Jungen überhaupt mitfiebern soll. Hier fehlt mehr Gefühl. Dagegen sind Mr. Jelliby, wohl der tatsächliche Held und Mr. Lickerish, der Bösewicht, sehr gut gelungen.

Zwar sprüht die Erzählung nicht vor gekonnten Formulierungen und eineThe Peculiarr geraden Storyline, dafür aber vor Ideen und Elementen, die Bachmann aus klassischen Werken der Märchen, Fantasy und des Steampunks sogar der Comics zusammensetzt. Auf Londons Straßen fahren Dampf getrieben Kutschen und solche, die von Wölfen gezogen werden. Es gibt Magie und Mechanik in Kombination, Industrie und Natur.

Das Ende ist Geschmackssache, es ist nämlich ein absoluter Cliffhanger. Kein Wunder also, dass es einen zweiten Teil gibt.

Wirklich schade finde ich, dass der deutsche Verlag diesem Buch ein so langweiliges Cover verpasst hat. Die englischsprachige Ausgabe hat ein wesentlich schöneres.

 

Eigene Meinung

Uff! Keine Ahnung, was ich von diesem Buch halten soll. Meinen Respekt hat Stefan Bachmann auf jeden Fall. Wer mit 16 Jahren (Erscheinungsdatum Amerika) neben der Leidenschaft, die einen treibt, so viel Ausdauer beweist, einen Roman fertig zu schreiben, inkl. Fortsetzung, der hat schon etwas auf dem Kasten. Auch sind die Ideen, die er in diesem Buch präsentiert wirklich gut. Allerdings passen sie an einigen Stellen nicht zusammen oder es laufen Handlungsstränge auseinander bzw. nicht wieder zusammen. Es fehlen Erklärungen, warum die Dinge in der Welt so sind und es gibt durchaus logische Brüche. Das kann allerdings im 2. Teil „Die Wedernoch“ aufgelöst werden.

Sicherlich, Bachmann greift die Themen der Diskriminierung auf, arbeitet sie aber nicht aus und bedient sich bekannter Motive, um einen Konflikt herbeizuführen. Ob man das zwingend als gesellschaftskritisch bezeichnen kann, wie es die vielen Kritiken tun, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Auch werden sich Liebhaber der klassischen Fantasy mit der Beschreibung von Elfen, wie Bachmann sie darstellt, etwas schwer tun. Er hat sie doch stark abgewandelt. Sie sind nicht diese majestätischen Wesen, sondern auch böse und beinahe hässlich.

Potential hat Bachmann und man kann gespannt sein, was er noch schreiben wird. Ich bin überzeugt, da kommen noch einige gute Romane.

Mehr zu dem jungen Autor findet man unter http://www.stefanbachmann.com

 „Bisher war er stets für einen sympathischen Müßiggänger gehalten worden, den man zu einer Party einladen konnte, ohne befürchten zu müssen, er würde heikle Themen wie Feenintegration oder Romane von Charles Dickens zur Sprache bringen.“

 

„Sein Gehirn schmerzte. Er war sich fast sicher, dass es jeden Moment aus seiner Nase herausgerutscht kommen und auf Tentakelfüßen durch das Zimmer davontrippeln würde.“

 

„Du bist nicht anders als sie, hatte die garstige Stimme gesagt, und sie sagte es erneut, noch lauter und schroffer dieses Mal.“

 

a book written by someone under 30Mit diesem Buch setze ich ein Häkchen bei der Reading-Challenge 2015 bei „a book written by someone under 30“. Dieses Häkchen wollte ich unbedingt setzen. Wir lesen viel zu wenige Bücher von jungen Leuten.

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