Manchmal sind Socken das bessere Geschenk

Was schenk ich nur….?

Lieber ein Buch, als ein Paar Socken. Dieser Satz klingt beim ersten Lesen plausibel. Schließlich freut sich jeder mehr über ein Buch, als über Fußbekleidung in langweiligen oder bescheuerten Farben. Doch ganz so leicht ist es nicht mit der Lektüre. Wer gerne Bücher verschenken möchte, sollte sich die Zeit nehmen ein bisschen zu schauen und sich doch Gedanken machen, ansonsten könnten tolle Wollsocken vielleicht doch das bessere Geschenk sein. Schneller als man denkt, kann man mit einem unüberlegt gekauften Buch in einem übervollen Fettnäpfchen landen. Es gibt nicht nur kratzige Socken in hässlichen Farben, sondern auch unpassende Buchgeschenke.

Buchgeschenke für Leute, die man nicht so gut kennt
Hier geht es schon los. Klar, ein Buch ist doch unverfänglich. Wenn man nicht viel von einer Person weiß, dann weiß man doch zumindest, dass sie Lesen und Schreiben kann. Ein Buch bietet sich geradezu an. Es stellt sich natürlich nur die Frage: Belletristik oder Sachbuch? Nein Moment, eine zweite drängt sich auf: Genre. Krimi? Thriller? Liebesroman? Neuzeit? Historisch oder Klassiker? Schon steht man vor einer schweren Entscheidung und steuert automatisch auf die Bestsellerliste zu. Ob der zu Beschenkende wohl Mainstream liest?

Buchgeschenke für Leseratten
Das ist einfach! Man kennt das Genre, man kennt die Vorlieben und prescht in den Laden auf die erste Auslage zu. Hat er/sie schon gelesen, hat er/sie schon gelesen, schon gelesen, das auch, das da drüben auch. Weiter zum nächsten Tisch, hier dasselbe Spiel. Bei den Bestsellern braucht man gar nicht erst schauen. Sind alle bekannt. Verdammt! Hey, das eine da drüben, von dem hat er/sie nichts erzählt. Ob es wohl einen Grund gibt, warum er/sie ausgerechnet das eine ausgelassen hat? Ist es vielleicht so schlecht? Jetzt ist man schon leicht verunsichert. Es muss doch ein Buch geben, dass der zu Beschenkende noch nicht gelesen hat oder? Und die, die noch nicht gelesen wurden, sind das die, die uninteressant sind oder tatsächlich noch ungelesen? Verzweifelt schaut man sich im Laden um und hat das Gefühl, dass es auf dieser Welt zu wenige Bücher gibt. Klassiker, klar, aber welche hat die Leseratte noch nicht gelesen? Das weiß man natürlich nicht.

Buchgeschenke für den Kenner und Profi
Man kommt um kompetente Beratung durch einen erfahrenen Buchhändler gar nicht herum, wenn man ein Geschenk für diese Spezies sucht. Der Kenner hat seine Philosophie und Lieblingsautoren von denen wahrscheinlich schon alle Bücher gelesen wurden. Dies gilt besonders für Sachbücher und Fachliteratur. „Bergsteigen im Himalaya“ oder „Tropische Fische im heimischen Aquarium“, die berühmtesten Aquarell-Künstler aller Zeiten, „Quantenphysik zeitlich betrachtet“ und „Der biologische Anbau von Shitaki-Pilzen“. Zu all diesen Themen gibt es sicherlich gute Bücher, aber welches trifft die Zustimmung des zukünftigen Besitzers? Man möchte den Profi nicht mit trivialen Ratgebern beleidigen oder gar das Thema verfehlen. Da ist guter Rat wirklich teuer. Das Buch sehr wahrscheinlich auch.

Was schenkt man einem eingefleischten Genre-Leser?
Man könnte davon ausgehen, dass man einem Krimiliebhaber durchaus einfach den neusten Krimi schenken könnte, bei der Liebhaberin von Liebesromanen kann man mit so einem Buch auch nichts falsch machen. Gleiches gilt wohl für Thriller, Phantasie, historische oder humoristische Literatur. Doch auch hier kann man ganz schön daneben greifen. Thriller ist nicht gleich Thriller und es soll tatsächlich Personen geben, die einen Stephen King nicht anfassen. Wer meint, den erstbesten Liebesroman vom Stapel greifen zu können, sollte sich auf ein höfliches aber verhaltenes Lächeln gefasst machen.

Der Literat, das unbekannte Wesen
Ob man diesen Personen ein Buch schenken möchte, sollte man wirklich gut durchdenken. Bei einem Buch für diese Lesergruppe kann alles schief gehen, was nur schief gehen kann. Falscher Autor, falsches Thema, zu flach, zu veraltet, zu arrogant, an Mainstream grenzend, überschätzt, schon gelesen, uninteressant oder gar anstößig. Hier ist der Grat zwischen Volltreffer und absolute Pleite sehr schmal und vor allem gefährlich. Anstatt eines „Oh, vielen Dank! Das könnte hochinteressant sein.“ kann einem auch „Willst du mich etwa beleidigen?“ entgegen schlagen. Peinlich berührt blickt man zu Boden und wünscht sich, ein Sockenpräsent überreicht zu haben.
Was bleibt einem also übrig? Selbst genügend Bücher lesen, um aus dem eigenen Erfahrungsfundus schöpfen zu können. Ein guter Buchhändler ist zur Weihnachtszeit pures Gold Wert und wenn man absolut keine Idee hat, doch eher zum Gutschein greifen.

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