Fantastik AG Ein Epos aus den fernen Ländern

Jan Oldenburg

Das verrückteste Stück Literatur seit Walter Moers
Ein Professor. Ein Student. Eine ferne Welt. Und ein Haufen größenwahnsinniger Kobolde. Das kann doch nicht gut gehen…

Theodor ist Student der Phantastik jenseits des 20. Semesters und auch der einzige seines Studienfachs. Als die Universität beschließt aus Kostengründen dieses Lehrfach nicht mehr anzubieten, bricht für den alten aber agilen Professor und seinen Studenten eine Welt zusammen. Doch ausgerechnet in diesem Augenblick macht der Professor eine erstaunliche Entdeckung: im ehemaligen Hörsaal, der sich natürlich im Unikeller befindet, soll tatsächlich ein geheimer Gang existieren, der den Übertritt in die Fernen Länder erlaubt. Der Ort aller bekannten Phantastik. Kaum verwunderlich, dass der Lehrer seinen letzten Studenten auf die Expedition schlechthin mitnimmt. Beide machen sich also auf und zerlegen den Hörsaal auf der Suche nach einem Portal und werden vom Hausmeister im Keller eingeschlossen. Selbstverständlich hinter einer massigen Stahltür. Kurz bevor sie die Hoffnung auf eine Rettung verlieren, geschieht das Wunder und die Reise beginnt…

Fantastik AG
Mit seinem Debütroman entführt Jan Oldenburg den Leser auf sehr verschrobene Weise in die Welt der Phantasie. Er mischt sehr geschickt die heutige Realität mit den bekannten Elementen aus Märchen und Erzählungen, wobei der Humor immer im Vordergrund steht. Allerdings scheinen einige Pointen doch eher etwas für die Insider zu sein. Wer also einen ernst gemeinten Epos, wie der Titel ihn ankündigt, erwartet, wird enttäuscht sein. Das ist dieser Roman definitiv nicht. Allerdings schreibt Oldenburg sehr einfach und die Geschichte liest sich schnell. Weder muss man sich komplizierte Orte, Zusammenhänge noch Hintergründe oder Namen merken.
Im Vordergrund stehen die beiden Protagonisten Theodor Welk, der Student und Hieronymus C. Welk, der Professor. Ja, richtig: beide Personen haben tatsächlich denselben Familiennamen. Warum das so ist, erfahren wir allerdings als Leser nicht.
Auf der einen Seite haben wir einen dicken Studenten, der mit seinem Leben nicht wirklich etwas anzufangen weiß, auf der anderen Seite einen hochintelligenten und wissensdurstigen alten Lehrer und Forscher, der vor Tatendrang strotzt. Diesen beiden Rollen bleiben die Charaktere bis zum Ende treu. Was hier und da doch sehr nervig ist. Vor allem der Charakter von Theodor ist mit der Zeit ein bisschen langweilig, wobei genau das der Fall sein soll.

Dieses Buch kann man wunderbar in vier Teile gliedern. Das erste aufbauende Stück ist so lala. Der erste mittlere Teil ist langweilig. Im dritten Teil geht es einige Male richtig zur Sache, das ist der beste. Beim letzten Abschnitt bin ich mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, was wann und insbesondere wo passiert. Es ist das absolute Chaos mit Szenenwechseln und harten Cuts. Entweder hat das Lektorat zu viel weg gestrichen, der Autor wollte aufs Verrecken schnell fertig werden oder beide haben das Ende nicht wirklich ordentlich gelesen. An vielen Stellen bleibt man als Leser ratlos zurück und fragt sich die ganze Zeit wo die Geschichte gerade spielt und was zwischendurch passiert ist. Es gibt Zeit- und Ortsprünge.

Eigene Meinung
Puuuh. Keine Ahnung, was ich von diesem Buch halten soll. Zuerst habe ich gedacht, es ist einfach nur schlecht. Doch dann gibt es einen Teil, der wirklich voll von tollen Ideen ist und den Leser fesseln kann. Der Schluss wiederrum ist so wirr, dass ich noch nicht mal sicher bin, alles richtig verstanden zu haben. Auffallend oft findet man Stellen, an denen der Autor einfach Elemente aus vielen bekannten Märchen und Fantasy- oder Sci-Fi-Erzählungen zusammen gewürfelt und zu seiner neuen Geschichte zusammengesetzt hat. Man nehme Don Quijote, Momo, Herr der Ringe, Alice im Wunderland, Indiana Jones, Matrix, die Scheibenwelt, Godzilla, Harry Potter, Raumschiff Enterprise, Odysseus und Das Labyrinth mische das Ganze ordentlich durch und würze es mit dem Wahnsinn der Neuzeit. Fertig ist ein neuer Fantasy-Epos. Gekonnt vielleicht, unterhaltsam? Na ja.

Es findet sich durchaus einiges an Gesellschaftskritik in diesem Buch, die sehr gefällt. Kapitalismus, Diktatur, Konsum und Stumpfsinn gemischt mit absurden Auswüchsen der Unterhaltungsindustrie. Auch schafft es Oldenburg sehr schön, eine Lanze für die Fantasy zu brechen. Trotzdem muss man sich an einigen Stellen fragen, was eigentlich Haupthandlung und was die Botschaften sind. Man wird den Eindruck nicht los, dass der Autor mitten im Buch die Richtung seiner Geschichte ändert, unbedingt eine Szene platzieren will, unabhängig ob sie zum Rest passt oder nicht. Vielleicht soll aber genau das ein Stilmittel sein, dann sind die Brüche zu hart. Es wirkt abgeschnitten und gezwungen.
Überhaupt nicht gefällt mir der Slogan „Das verrückteste Stück Literatur seit Walter Moers“. Dem kann ich wirklich nicht zustimmen. Mit Moers und dessen Erzählungen hat dieser Roman sehr wenig bis gar nichts gemein. Zwar ist dieser Roman abgefahren, aber er ist weder verrückt noch sind die Fernen Länder durchdacht genug, um sich mit Moers messen zu können. Peinlich für Verlag und Autor, schade für Leser, die hier etwas erwarten, das diese Erzählung nicht leisten kann.

Fazit: Kann, muss man aber nicht lesen.

“Der Drache sagte (ich zitiere aus meinen Notizen): „Ich bin ein Drache! Ich kann Feuer speien! Ich werde euch alle vernichten“ Dann fügt er noch hinzu: „Har Har Har!“ (Dies steht keineswegs für ein tatsächliches Lachen, er sagte wortwörtlich: „Har Har Har“.)—

“Warum habe ich nicht auf meine Eltern gehört?, dachte Theodor zerknirscht. „Als Betriebswirt hast du Aussicht auf ein gesichertes Einkommen“ haben sie gesagt. „Phantastik – das sind Tagträume—

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