Karriere mit E-Books

Liest man die Geschichte von Amanda Hocking, die vor kurzem auf Spiegel Online erschienen ist, so liest man den Traum vieler Autoren, die es bisher noch nicht geschafft haben, ein eigenes Buch zu veröffentlichen. Vielleicht auch den Traum derer, die erfolgreich sein wollen. Mit Sicherheit kann man sagen, dass Amanda Hocking wohl der Name und das Vorbild für alle zukünftigen Indie-Autoren werden wird, wenn nicht bereits ist.
Gut, Kritiker werden selbstverständlich das Argument anbringen, dass Hocking mit ihren Vampir-Romanzen während des Twilight-Hypes zur richtigen Zeit die richtigen Texte geschrieben hat. Trotzdem ist es erstaunlich, dass ausgerechnet Amazons Kindle-E-Book-Plattform plötzlich einigen Autoren so viel Erfolg beschert, die zuvor von vielen konservativen Verlagen sogar abgelehnt wurden.

Doch was sind nun die Faktoren für den Erfolg?
Klar, Amazon ist ein Name. Wenn man heute im Bekanntenkreis herum fragt, wer noch nie etwas bei Amazon bestellt hat, wird man wohl lange brauchen, um jemanden zu finden. So war die Wahl der Plattform, die Hocking getroffen hat, goldrichtig. Wer bei Amazon früher Bücher gekauft hat, wird wohl dort auch in Zukunft E-Books kaufen. Hohe Besucherzahlen und damit potentielle Leser sind von vorne herein garantiert.
Doch nicht nur der Bekanntheitsgrad von Amazon spricht für den Erfolg, sondern auch die Tatsache, dass man auf den Kindle-E-Book-Reader „verschiedene“ E-Bookformate lesen kann. Verfolgt man einige Diskussionen um Lizenzrechte und hört immer wieder die ermüdenden Vergleiche mit der Musikbranche, muss man bei diesen Beispielen doch ganz klar sagen: Erfolg hat, wer es einfach wagt. So war wohl auch Amazons Entscheidung ihr Kindle „Format offen“ zu verkaufen genau so richtig.
Schließlich siegt auch wieder einmal die Einfachheit. Falls es tatsächlich so einfach ist auf der Amazon-Plattform per Upload und ein bisschen Formatierung sein eigenes Buch zu veröffentlichen, dann ist dies ebenfalls einer der Faktoren, der für den jetzigen und zukünftigen Erfolg spricht.
Zu guter Letzt wird es wohl auch der Preis sein. Ein E-Book ab 99 Cent. Was kann man da großartig falsch machen? Wenn es nicht gefällt, hat man nicht gerade viel Geld zum Fenster raus geschmissen.

Wozu also noch den herkömmlichen Verlag?
Den man als Autor sowieso erst einmal finden muss. Betrachtet man die Downloadzahlen von Hocking, muss man wirklich fragen, warum kein Verlag ihre Manuskripte haben wollte. Oder hatte sie tatsächlich nur bei den falschen angefragt oder eben nicht zur richtigen Zeit? Schließlich wurden selbst die Bücher von Rowling bei einem Verlag abgelehnt.

Das E-Book – der neue Groschenroman oder das Sprungbrett zur großen Schriftsteller-Karierre?
Warum nicht? Auch wenn der Vergleich auf den ersten Blick etwas hinken mag. Viele Schreiber werden bestimmt auch in Deutschland die Plattform von Amazon und anderen Anbietern nutzen, um ihre Werke verlagsunabhängig zu publizieren. Für viele, die wirklich hervorragende Texte schreiben und aus welchen Gründen auch immer keinen Verlag finden, ist diese Art der Publikation eine Chance das Geschriebene einem breiten Publikum zu präsentieren.
Eins haben aber E-Book und das normale Buch doch gemeinsam: Es gibt so unglaublich viele und die Konkurrenz ist sehr groß. Vielleicht ist es bei Hocking die Mischung aus Vampir-Romanze für Teenager, der Vampirtrend allgemein und die Wahl der Publikationsform, die ihr plötzlich die Millionen eingebracht hat.
Sehr oft wird darüber geschrieben, dass Verlage aufpassen sollten, diesen Trend des E-Books nicht zu verpassen. Betrachtet man allerdings die Karriere von Amanda Hocking, so haben sie bereits verschlafen.

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