Weihnachten – ein alter Schuh

Mit Christentum hat unser Weihnachtsfest nur etwas zu tun, weil wir es so wollen und unsere alten Wurzeln mit diesem Glauben vermischt haben.

 

Unser heutiges Weihnachtsfest ist bereits viel älter, als die Bibel und die Weihnachtsgeschichte, die so gerne erzählt wird. Es geht auf das Wintersonnenwendfest der Römer und auf die Rauhnächte der germanischen und slawischen Völker zurück, aber auch keltische Bräuche haben sich erhalten und das über Jahrhunderte. Zudem kommen Aberglaube und Traditionen aus ganz Europa hinzu, die ihren Ursprung in der Verehrung der Natur haben, von Geistern und Dämonen berichten und der Weihnacht sowie der Silvesternacht große magische Kräfte zusprechen.

 

Die Adventszeit – Zeit der Heiligen

Auf die Adventszeit fallen einige Tage, die den Heiligen der katholischen Kirche gewidmet sind. Doch wenn man sich deren Geschichten und „Kräfte“ anschaut, sind wir von den alten Mythen nicht weit entfernt. Schauen wir also hin.

 

Der Heilige Andreas (30. November)
An diesem Tag kann man anscheinend in seine eigene Zukunft sehen. Ursprünglich wurden an diesem Tag Rituale ausgeführt, bei denen junge Mädchen und unverheiratete Frauen zusammenkamen, um einen Blick auf ihren künftigen Ehemann und Geliebten zu werfen bzw. ob denn überhaupt einer in Sicht war. Vor allem in der Schweiz und in Polen war und ist dieser Brauch weit verbreitet, aber auch in anderen Ländern. Im Harz glaubt man, der Genuss von zwei Gläsern Wein an diesem Abend würde zu einem Traum vom zukünftigen Ehemann verhelfen. Aus Thüringen und Böhmen stammen noch weitere Bräuche, die sich um den zukünftigen Bräutigam ranken. Aber es geht auch darum, Wünsche zu äußern und diese mit Andreaszweigen zu verbinden. Früher war der Andreastag der letzte Tag des Jahres und wurde deswegen auch zum Orakeltag für Heirats- und Liebesorakel. Die Nacht wurde auch Losnacht genannt.

 

Die Heilige Barbara (04. Dezember)
Diese Heilige, von der man noch nicht mal genau weiß, ob sie tatsächlich existierte, wurde von ihrem eigenen Vater geköpft. Doch bevor er dies tat, ließ er sie in einen Turm sperren, um sie zur Besinnung zu bringen, denn sie wollte ihrem Glauben an Jesus nicht abschwören. Auf dem Weg in ihr Gefängnis blieben ihre Gewänder an dem Zweig hängen. Diesen brach sie ab und stellte ihn ins Wasser. Am Tage ihrer Hinrichtung erblühte der Zweig.

So wurde es Brauch am 4. Dezember Zweige von Kirsch- und Apfelbäumen zu schneiden und in die warme Stube zu stellen. Wenn sie am Heiligabend erblühen, bringt es Glück. Tatsächlich sind aber gerade Kirschblüten und die rote Frucht Symbole für die Fruchtbarkeit der Frau. Das Aufblühen der Zweige in den kalten Winternächten soll den Beginn eines neue Zyklus veranschaulichen, auch die Wintersonnenwende. Die unheilvollen, langen und dunklen Nächte würden bald enden und ein neues Jahr beginnen. Seinen Ursprung hat dieser Brauch übrigens im östlichen Mittelmeerraum und ist erst später nach Europa gekommen.

Wen wundert es also in der heutigen Zeit, dass ausgerechnet „Mon Cheri“ versucht, den Barbaratag für sich als Verkaufsargument zu nutzen. Passt doch wunderbar zusammen, gerade weil die Heilige Barbara Schutzpatronin vieler Berufe ist.

 

Die Heilige Lucia (13. Dezember) – mein Liebling
Viele Hinweise in alten Schriften und ihre Namensnennung lassen darauf schließen, dass sie tatsächlich lebte und grausam ermordet wurde. Lucia verweigerte sich einer verabredeten Hochzeit. Daraufhin zeigte sie ihr zurückgewiesener Bräutigam als Christin an und sie sollte in ein Bordell (interessante Strafe, nicht wahr?!) gebracht werden. Doch letztendlich starb sie durch einen Schwertstich in den Hals.

weihnachten_alter_schuh3Auch hier gehen die Bräuche auf die Wintersonnenwende zurück, passend zu Der Leuchtenden. Verbreitet ist das Luciafest besonders in Schweden und anderen nördlichen Ländern. Hier tragen die Mädchen und Frauen weiße Kleider und einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. In Kroatien pflanzt man in einer Schale Weizen, der zur Weihnacht grünt und so das neue Jahr und den Neubeginn symbolisieren soll.

Die Nacht der heiligen Lucia zählt zu den Rauhnächten, der Zeit an der Dämonen und böse Geister umhergehen und ihr Unwesen treiben, allerdings auch die guten Geister sind auf der Welt unterwegs. Besonders für Kinder wurde die Lucia als böser Geist dargestellt, der die unartigen bestraft. Dies bietet sich an, da Lucia bekanntlich die Augen ausgerissen wurden in ihrem Martyrium. GRUSELIG! Sie soll den Kindern die Bäuche aufschlitzen und mit Steinen füllen, sogar als buckelige Hexe wurde und wird sie in Bayern dargestellt.

 

Mystisch und mythisch

Die Weihnacht
War eigentlich der Tag der Wintersonnenwende und damit der 21. Dezember nach unserem heutigen Kalender. Jul, der Mittwinter und damit die weihvolle Nacht. Besonders aus der nordischen Mythologie kann der Begriff abgeleitet werden. In dieser Nacht wird Baldur, ein Sohn Odins wiedergeboren, nachdem ihm ein Mistelzweig den Tod gebracht hat.

In dieser Zeit tritt Hel, die Göttin des Todes und der Unterwelt, ihre Herrschaft an. Die Rauhnächte beginnen und dauern 12 Tage. Sehr christlich klingt das nicht, aber genau dort kommt unsere heutige Weihnacht her.

 

Darüber hinaus wird der Weihnacht selbst ein hohes Maß an Magie zugesprochen. Besonders Hexen und Geister haben an ihr ausgesprochen viel Kraft. Auch Tiere können in dieser Nacht sprechen, doch ist es nicht immer ratsam, sie sprechen hören zu können, denn sie prophezeien die Zukunft. Doch wer den Tieren lauscht, der müsse sterben. So heißt es.

 

weihnachten_alter_schuh1Rauhnächte, Bräuche und Aberglaube
Die Adventszeit geht auf die Tage der Rauhnächte zurück, es war die Zeit der Prophezeiungen und Weissagungen. Es sind also die Nächte sich zwischen Weihnachten und dem heutigen 3-Königs-Tag. Doch gerade der Adventskranz gehört eher in die Zeit der Rauhnächte, in denen Licht und Wärme vor Dunkelheit und Kälte schützen sollten, als zur christlichen Weihnacht.

Der Wintersonnenwendnacht, der Weihnachtnacht, Silvester und der Nacht vom 5. auf den 6. Januar werden besondere Kräfte zugesprochen. In ihnen, wie all den anderen auch, stehen die Tore zum Geisterreich offen und die Toten sollen zu einer wilden Jagd aufbrechen.

Die ursprünglichen 12 Nächte stehen für die 12 Monate des Jahres und haben ihre Wurzeln in der germanischen Kultur und Zeitrechnung. Man soll sich an diesen Nächten an Wegkreuzungen stellen und die Natur beobachten, so kann man die kommenden Geschehnisse des neuen Jahres vorhersehen. Früher ging es jedoch meist um Wettervorhersagen, die sehr wichtig waren. Eine schlechte Ernte bedeutete in damaligen Zeiten Not und Hunger. Wer also das Wissen um die Geschehnisse hatte, konnte sich besser vorbereiten.

 

Stechpalme
Dieses Immergrün und sein Gebrauch als Dekoration in der Weihnachtszeit stammte aus den Wintersommerwendfesten der nordischen Völker und der Römer. Bei den Germanen wurde die Stechpalme als Gabe an Elfen und gute Geister dargebracht, um die Menschen vor der Winterkälte zu schützen. Bei den Römern wurden ihre Zweige während der Saturnalia als Zeichen der Freundschaft ausgetauscht.

 

Hexen
Immer wieder mischen sich Christentum und Aberglaube. So auch in der Weihnachtsnacht. In dieser kann man nämlich die Hexen des Dorfes oder der Stadt enttarnen, so der Glaube in Bayern. Wer sich in der Christmette auf einen Schemel kniet bzw. setzt, der aus neunerlei Holz gemacht ist, erkennt die in der Kirche anwesenden Hexen. Diese müssen sich alle nach ihm umschauen. In Ungarn reicht es, dass ein Stuhl aus nur 7 verschiedenen Hölzern besteht, allerdings muss er vom 13.12. bis zum 24.12. fertiggestellt werden, hier wird er Lucastuhl genannt, denn auch in Ungarn feiert man das Fest der heiligen Lucia. Die Ungarn hingegen erzählen, dass man bei den Hexen in der Kirche die Hörner sieht, anstatt, dass sie sich nach einem umdrehen.

 

Mistelzweige
Auch das Küssen unter dem Mistelzweig geht auf die nordische Mythologie zurück. So war er das Gewächs mit dem Balder, der nordische Sonnengott, ausgerechnet von seinem blinden Bruder Hödur ermordet wurde. Seine Mutter Frigga konnte ihn in das Leben zurückholen. Ihre um den geliebten Sohn vergossenen Tränen verwandelten sich in weiße Perlen und wurden zu den Beeren am Mistelzweig. Überglücklich ihren Sohn gerettet zu haben, küsste sie jeden, der unter dem Baum vorbeikam, an dem der besagte Zweig hing. Seitdem küssen sich die Menschen zu Weihnachten unter dem Mistelzweig und jedem soll nur Gutes und Liebe widerfahren.

Zudem wird die Pflanze den Druiden zugeordnet und hat mit dem christlichen Glauben rein gar nichts zu tun.

 

Der Tannenbaum
Wie bereits Stechpalme und Mistelzweige gehört auch der Tannenbaum eher zu den nordischen Bräuchen. So wurden früher Zweige in die Stube gelegt, als Symbole für den Neubeginn und das Wachstum. Erst später kam der Schmuck des Baumes hinzu.

So stammt das bekannte Weihnachtslied „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum“ aus dem schlesischen Volksliedergut und rutschte erst im 16. Jahrhundert in die christliche Weihnachtszeit.

Ho! Ho! Ho!

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