Frankfurter Buchmesse 2018 – Teil I – Highlights

Der 12. Oktober 2018 war ein Tag voller Erlebnisse, von denen ich einige wohl noch längere Zeit in schlechter und guter Erinnerung behalten werde. Wie viel an so einem Messetag passiert und was ich alles mitgenommen habe, will ich Euch in drei Teilen und einem Special erzählen. Heute beginne ich mit meinen persönlichen Highlights zu Vorträgen, Interviews und Diskussionen.

 

Wie geht’s? Bestseller-Autoren geben Einblicke

Unter diesem Titel fand eine sehr interessante Podiumsdiskussion unter der Moderation von Andrea Becker [Geschäftsführerin des Selfpublisher-Verbands] statt. Zu den Gästen zählten auch Ella Zeiss, diesjährige Gewinnerin des Kindle Storyteller Awards mit ihrem Roman „Wie Gräser im Wind“. Der mit 30.000 EUR Gesamtwert dotierte Preis zeichnete diesmal eine Familiensaga aus. Auf die Frage nach den Erfolgsfaktoren, antwortete Ella Zeiss sympathisch und ehrlich: „Erfolg lässt sich nicht planen. Mit diesem Buch habe ich einen Nerv getroffen.“ Tatsächlich ist der honorierte Roman bereits ihre 24. Publikation.

 

Ebenfalls zu den Gästen zählte Iris Krumbiegel, mit der ich schon längere Zeit über Facebook befreundet bin und die ich so persönlich kennenlernen durfte. Auch sie hat bereits mehrere Bücher als Selfpublisher veröffentlicht. Mit ihren historischen Romanen, die vom 2. Weltkrieg handeln, bedient sie eine Nische und schreibt zu dem sehr emotional, was durchaus den Erfolgsfaktor erklären dürfte.

Auf 99 Cent-Aktionen angesprochen, gaben die Autoren klar zu verstehen, dass diese als Einführung für Serien funktionieren, d.h. der erste Band als Köder, danach sollten die folgenden Bände zu einem regulären Preis angeboten werden. Aauch Lovely Books und Blogger wurden für das Marketing genannt sowie der klassische Newsletter, der besonders Leser bindet und ein gutes Instrument für Neuerscheinungen ist, da man nie von Null anfangen muss. Dies betonte vor allem Joshua Tree, der einzige Mann in dieser Runde, der hauptsächlich im Genre Sci-Fi schreibt.

Einig waren sich alle Podiums-Gäste, dass man einfach bei der Sache bleiben soll und immer authentisch, sich nicht auf einem einmaligen Erfolg ausruhen, nahe am Leser bleiben und sich selbst treu. Auch sollte man nicht auf jeder Hochzeit tanzen, was das Genre angeht. Nicht glauben, dass etwas funktioniert, was früher einmal funktioniert hat. Am besten hat mir persönlich die Aussage von Ella Zeiss auf die Frage, warum sie immer noch als Selfpublisher veröffentlicht, gefallen:

„Wenn Du als Selfpublisher erfolgreich bist, brauchst Du keinen Verlag mehr!“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

 

Autorengespräch mit Mella Dumont: Von der Autorin zur Unternehmerin

Am Stand von kindle direct publishing fand dieses sehr sympathische und zudem informative Interview mit der erfolgreichen Schriftstellerin statt. Sie berichtete über ihre Anfänge und das große Erstaunen, als die Tantiemen aus dem 2012 erstmalig publizierten E-Book plötzlich ihre Miete deckten. Ursprünglich wollte sie ein Sachbuch schreiben, doch diese Idee verwarf sie schnell. Stattdessen blieb sie den Genres Fantasy und Romance treu. Einen Abstecher in Richtung Thriller hat sie gewagt, doch dieses Buch ist richtig gefloppt.

 

Binnen zwei Jahren gab sie ihren Brotjob auf und widmet sich seither ausschließlich dem Schreiben. Aus eigener Erfahrung konnte sie allen Autoren die folgenden Tipps mitgeben:

  • Setzt Euch Ziele. Dumont setzt sich eine Anzahl von Worten, die sie pro Jahr schreiben will [400.000!]. Hier sollte aber jeder sein eigenes definieren.
  • Sucht Euch einen großen Testleser-Stamm, der nicht aus Freunden und Familie besteht. Fremde sind härtere Kritiker.
  • Stichwort Cover: Der Grafiker muss genau gebrieft werden, was man haben will und wie es aussehen soll.
  • Jeder Shop hat das Interesse, ein Buch zu verkaufen. Es ist die Aufgabe des Autors, es dem Shop so einfach wie möglich zu machen, dies zu tun.
  • Leserbindung, Leserbindung und nochmals Leserbindung. Auch hier fiel das Stichwort Newsletter.
  • Treue Leser beschenken. (z.B. eine zusätzliche Geschichte)
  • Wenn man das Schreiben wirklich als Brotjob betreiben möchte, muss man sich an gewisse Konventionen der jeweiligen Genre halten. Das ist Fakt.

Dieser Vortrag hat mir ausgesprochen gut gefallen, da die Autorin sehr praxisnahe berichten konnte. Auch der Moderator war mit seinen Fragen auf das Interview vorbereitet, so dass es stimmig, informativ und sehr kurzweilig ablief. Top!

 

Buchtrailer optimal einsetzen

Dieser Vortrag war in Halle 4 zu verfolgen und galt bereits dem Verlags-Publikum, was man auch an den Gästen und dem Moderator (Börsenverein) gut erkennen konnte. Dennoch unterhielt sich die Leiterin des Marketings Piper Verlag und die anderen Podiums-Gäste auf einem allgemeinen Niveau, so dass viele Informationen auch für Selfpublisher nützlich waren.

Vor allem sollte man sich über den Einsatz des Trailers im Klaren sein, bevor man so ein Projekt in Angriff nimmt. Wie und wann das Cover erscheinen soll wurde genau so erklärt wie die Herangehensweise an die Produktion.

 

Tatsache ist: Jeder kann heute einen Trailer mit kurzer Geschichte per Smartphone drehen oder mit diversen Programmen selbst kreieren, allerdings erfüllen die meisten Trailer einfach nicht ihren Zweck.

Fazit: Die Sau, die vor einigen Jahren durchs Dorf gejagt wurde, dass Selfpublisher unbedingt Trailer brauchen, ist eher etwas für Profis. Schöner Vortrag, der aufgezeigt hat, wann und für wen Trailer sinnvoll sind.

 

Wie Sie ein erfolgreiches Buch schreiben – Ein Verlagsleiter packt aus

Dass dieser Titel reißerisch ist, gab Dr. Tobias Winstel gleich zu Beginn seines Vortrages zu, denn das Universal-Rezept für ein erfolgreiches Buch konnte er nicht präsentieren. Die drei allseits bekannten und alten Fragen „Warum schreibe ich?“, „Für wen schreibe ich?“ und „Wie schreibe ich?“ arbeitete er kurz und prägnant durch.

Etwas berauschend Neues offenbarte der Vortrag nicht, dennoch war er erfrischend ehrlich, sehr gut gestaltet und man merkte sofort, dass hier ein Profi sprach.

Sehr gefallen haben mir die folgenden Aussagen:

  • Lesen, lesen und lesen ist das Beste fürs Schreiben.
  • Finden Sie Ihre eigene Stimme.
  • Sprechen Sie über Ihr Buch, wenn es „drückt“.
  • Haben Sie Mut zur Nische!

Und genau diese letzte Aussage, die auch das Wort „Zielgruppen-Gelaber“ enthielt, hat mich einen vorherigen Vortrag mit etwas anderen Augen betrachten lassen, den Ihr unter den Flops findet. Hierzu möchte ich aber auch anmerken, dass 26 TWENTY SIX und BoD direkte Konkurrenten sind.

Das also waren die Highlights und damit Teil I meines Berichtes zur Frankfurter Buchmesse 2018.

 

Es folgen:

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