Die 13.5 Leben des Käpt’n Blaubär

Walter Moers

„Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, meine ersten dreizehneinhalb Leben wären ereignislos verlaufen. Ich sage nur: Zwergpiraten, Tratschwellen, Klabautergeister, Stollentrolle, Finsterbergmaden. Ein Riese ohne Kopf. Ein Kopf ohne Riese. Ewige Tornados…“


Ein kleiner Bär treibt allein in einer Nussschale auf dem Meer. So beginnt das erste Leben des Käptn Blaubär und damit die Geschichte der 703 Seiten umfassenden Hardcover Ausgabe. Käptn Blaubär erzählt von seiner Kindheit, seiner Zeit an der Nachtschule in den Finsterbergen und seinen Erlebnissen in Atlantis, der Hauptstadt Zamoniens.



In den einzelnen Leben, die die Kapitel dieses Romans bilden, erzählt Walter Moers mit viel Wortwitz und phantastischen Ideen die Odyssee des Blaubären, wie er die Welt Zamoniens erst als Baby, dann als Jugendlicher und letzten Endes als erwachsener Bär entdeckt. Wir erfahren, wie er sprechen und sich durchzuschlagen lernt, wie er bei Prof. Dr. Abdul Nachtigaller landet und dort seinen Abschluß macht, bis er in den Ernst des Lebens entlassen wird: in ein Labyrinth.

Neben den teils märchenhaften Elementen greift der Autor gerne reale Themen auf, die er auf urkomische Weise oder als Parodie in die Geschichten einfließen lässt. Auch wissenschaftliche Aspekte der Physik, Mathematik und Biologie spinnt er in das Seemannsgarn seines Protagonisten. Herauskommt eine amüsante und gut unterhaltsame Mischung, die schon jüngere Leser begeistern kann, denn Moers schreibt nicht nur witzig, sondern sehr leicht.

Unterbrochen werden die Erzählungen immer wieder durch die Einträge des „Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung“ – mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Sie erklären gut die Welt, in der die Geschichten spielen. Wer noch nie etwas von Moers gelesen hat, findet mit diesem Buch somit einen optimalen Einstieg und lernt den seltsamen Kontinent kennen. Auch wenn die einzelnen Geschichten als abgeschlossen daherkommen, hat der Autor zum Ende des Buches Antworten auf viele Fragen, die sich der eine oder andere Lesende stellt.

Optik: Das Buch ist aufwendig illustriert. Es sind unglaublich viele Tuschezeichnungen in der gebundenen Ausgabe enthalten. Sie passen hervorragend zu der Grundstimmung der Erzählungen und dem Geschichtenverlauf. Sie begleiten die Geschichten und machen die Welt von Käptn Blaubär sehr lebendig. Besonders den jüngeren Lesern werden die Bilder gut gefallen, auch wenn die eine oder andere Abbildung doch ein klitzekleines bisschen gruselig ist.

Fazit: Nicht unbedingt das stärkste Buch von Moers, aber dennoch voller phantastischer Ideen, und als Hardcover wunderschön gestaltet. Für Käptn Blaubär-Fans sicherlich ein Muss. Unterhaltsam allemal.


Innenteil Die 13,5 Leben des Käpt’n Blaubär

Eigene Meinung

Nach „Der Schrecksenmeister“ und „Die Stadt der Träumenden Bücher“ war dies das dritte Buch von Walter Moers. Es hat mir gut gefallen, dennoch etwas überrascht: Der Aufbau und einige Elemente der einzelnen Geschichten wiederholen sich. Das ist mit der Zeit, besonders nach hinten raus etwas langatmig. Auch wenn die Aufzählungen der zamonischen Besonderheiten immer gut durchdacht sind: Wenn sie sich über einige Seiten erstrecken, wird es selbst dem geneigtesten Leser langweilig.

Ansonsten habe ich auch dieses Buch gerne gelesen und hier und da herzlich gelacht. Käptn Blaubär hat mich in der Kindheit bereits bei der Sendung mit der Maus amüsiert und an Charme hat der alte Seebär nichts eingebüßt.


Fazit: Besonders diese gebundene Ausgabe mit den zahlreichen Illustrationen eignet sich hervorragend als Geschenk. Auch Schulkinder werden an dieser Lektüre ihre Freude haben. Werde das Buch sicherlich mit dem Sohnemann in zwei bis drei Jahren nochmals lesen.


„…An diesem Tag habe ich alles gelernt, was man über das Scheitern wissen muß…“

„…Nach ein paar Monaten nahmen wir uns die Lehren von Manu Kamtimel, dem Begründer des Gralsunder Dämonismus vor, und widerlegten sie nicht nur vollständig, sondern wiesen auch nach, daß er sie aus einer yhollisischen Flaschenpost des 11. Jahrhunderts abgeschrieben hatte…“

„… – Das ist die Karawahne ohne Fahne, wir sind die Gimpel ohne Wimpel…“

„… Das ist der Grund dafür, da sich Zwerge, Dämonen, Trolle, Hexen und sonstige nichtmenschliche Erscheinungsformen in der Nähe von Menschen nur noch im Verborgenen aufhalten…“

„…Natürlich gab es Drachen, angeblich über 500 Stück in ganz Atlantis – aber nie bekam man einen zu sehen…“

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