Laugenweckle zum Frühstück


Elisabeth Kabatek

Alle sagen Line zu ihr, aber eigentlich heißt sie Pipeline. Pipeline Praetorius (31) lebt in Stuttgart. Sie ist Single. Und arbeitslos. Und sie hat es wirklich nicht leicht.
Zwischen Bewerbungsstress und Scherereien mit der Arbeitsagentur treten gleich zwei Männer in ihr chaotisches Leben: Leon, der nette Ingenieur aus Hamburg, leidenschaftlicher Stäffelesjogger und gar nicht intellektuell, und der aufregende amerikanische Fotograf Eric M. Hollister. Und so stolpert Line auf der Suche nach Mister Right zwischen beiden hin und her und von einer Katastrophe in die nächste.

Ja, und mit diesem Waschzettel wäre das Buch mit seinen 319 Seiten (inkl. der drei Rezepte, Liederliste und Danksagung) auch schon sehr schön zusammengefasst. Die Line ist das hässliche Entlein der Familie und besitzt das Katastrophen-Gen, hat eine übergewichtige Freundin, die natürlich Sozpäd ist, in Stuttgart gibt es selbstverständlich nur lästernde Nachbarn und die Stadt besteht aus einer Menge Stäffeles und in den Straßen fahren nur Daimler und Porsche und auf dem umliegenden Land wird Samstags immer Hefezopf und Käskuchen gebacken. Selbstverständlich ernähren sich alle von Laugenweckle und keiner kann Hochdeutsch (schliesslich können die hier Alles außer Hochdeutsch).
So reiht sich Klischee an Klischee. Auch hat Kabatek es tatsächlich geschafft alle schwäbischen Floskeln in diesen Buch unterzubringen. Selbst das gute „Sodele, jetztle!“ ist hier zu finden. Man kommt sich vor wie in einer guten amerikanischen Liebeskomödie.

Manche Absätze sind allerdings so gestellt lustig, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt:
„Mein Gott. Der Typ war ja völlig durchgeknallt. Das war nicht der zweite Frühling oder die Midlife-Crisis. Jemand musste ihm halluzinogene Pilze in die Kässpätzle getan haben. Das war sicher irreversibel.“

Und wenn einem sowas auf Seite 229 entgegen schlägt, dann weiss man, dass das Buch nicht mehr besser wird.
Einen Faible fürs Kotzen scheint die Autorin auf jeden Fall zu haben, denn zu jeder eigentlich wichtigen Gelegenheit muss sich irgend jemand in diesem Buch übergeben. Doch eins muss man Kabatek zugute halten: Sie schreibt sehr angenehm, leicht und flüssig.
Fakt ist, das alle beschriebenen Orte und Straßen im Stuttgarter Westen existieren, selbst das Rosenau gibt es noch und dort stehen die Tische tatsächlich so eng wie beschrieben. Nur das McGöckel gibt es selbstverständlich nicht, an der beschriebenen Stelle ist ein stinknormaler McDonalds.

Eigene Meinung
Für Nicht-Stuttgarter und Nicht-Schwaben bestimmt eine unterhaltsame Lektüre. Alle Stuttgarter und Schwaben werden an vielen Stellen einfach nur müde lächeln. Wer einen angenehm flachen Humor mag, der wird an diesem Buch viel Spaß haben.

Fazit: Nett, aber absolut überzogen. Das Käsekuchenrezept werde ich wohl ausprobieren, das klingt ganz gut.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert